Kemberg ist ein guter Platz zum Leben?
Torsten Seelig: Auf jeden Fall. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten wurden alle Ortschaften liebevoll saniert. Die Infrastruktur - von Kindertagesstätten über Schulen bis hin zu Straßen und Wegen - ist gut ausgebaut und modernisiert. In allen Orten gibt es dörfliche Gemeinschaftseinrichtungen für Jung und Alt mit einem lebendigen Vereinsleben. Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat kürzlich unsere Stadt, die sich Anfang 2010 aus ehemals 14 eigenständigen Gemeinden zusammengefunden hat, analysiert und sie als Landstadt und Grünes Zentrum der Region eingeschätzt. Das trifft es gut!
Und die Stadt profitiert von einem besonderen regionalen Umfeld?
Torsten Seelig: Es gibt bestimmt wenige Regionen in Europa, in denen gleich drei Weltkulturerbe-Stätten, ein UNESCO-Biosphärenreservat und ein Naturpark zusammenkommen. Bei uns ist das aber so und das wertet auch die Stadt Kemberg auf. Vom Kemberger Kirchturm sieht man die historische Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg und das Gartenreich Dessau-Wörlitz beginnt an unserer Stadtgrenze. In die Bauhausstadt Dessau mit der kürzlich sanierten Meisterhäusersiedlung sind es wenige Autominuten und die Flusslandschaft Mittelelbe sowie Mitteldeutschlands größtes Waldgebiet, die Dübener Heide, nehmen weitere Teile des Stadtgebietes ein.
Und trotzdem ist die Stadt mittendrin in der Metropolregion Mitteldeutschland?
Torsten Seelig: Das ist einer der großen Standortvorteile unserer Stadt. Man kann die Vorzüge des Lebens inmitten intakter Natur mit den Annehmlichkeiten städtischer Räume verbinden. Gut ausgebaute Bundesstraßen und zwei Bahnstationen verbinden die Ortschaften mit den größeren Städten der Region: Dessau-Roßlau und Lutherstadt Wittenberg. Leipzig, Halle und selbst Berlin sind durch die IC-Verbindungen ab Wittenberg schnell erreichbar. Das ist auch für unsere Unternehmen wichtig. Kemberg lebt von gesunden und innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie einer leistungsstarken Landwirtschaft. Als Arbeitsplatzfaktoren spielen zudem der Chemiepark in Bitterfeld-Wolfen, der Agrochemiepark Piesteritz und die Unternehmenslandschaft in Dessau-Roßlau eine wichtige Rolle.
Leben und Arbeiten in Kemberg passen also gut zusammen. Zieht das Menschen in die Region?
Torsten Seelig: Zunächst geht es uns um die Menschen, die hier leben und die hier ihren Lebensmittelpunkt haben. Für sie mühen sich Politik und Verwaltung. Es liegt aber auf der Hand, dass wir bei rückläufiger Bevölkerungszahl und einem ansteigenden Altersdurchschnitt dringend junge Menschen brauchen, die hierher zurückkommen, weil sie seit 1990 weggezogen sind, oder die hier leben möchten. Viele reden über Willkommenskultur; wir praktizieren das seit vielen Jahren. Jeder, der sich in die Entwicklung unserer Stadt einbringen möchte, ist herzlich willkommen.
Ursprung der Reformation auch in Kemberg?
Torsten Seelig:Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 besitzt für Kemberg einen besonderen Stellenwert. Martin Luther und Philipp Melanchton hatten zu vielen Orten, die heute Teil der Stadt Kemberg sind, enge Verbindungen. Die Kirche „Unser Lieben Frauen” in Kemberg zum Beispiel: Luthers Freund, der Propst Bernhardi, war einer der ersten Geistlichen, der in den Stand der Ehe trat und das evangelische Pfarrhaus begründete. Heute führt der Lutherweg an diesen Stellen vorbei. Wir erlebten 2017 gemeinsam mit vielen Gästen aus aller Welt einen unvergesslichen Reformationssommer und freuen uns darauf, dass die Welt auch 2018 wieder zu Gast in unserer Region ist. Wir werden weiterhin gute Gastgeber sein.